NON EX-CHANGEABLE COIN
EXTRACT
Translated into German by Pia Fehle
DIE HÜHNERDIEBE
Die Handlung spielt in allernächster Zukunft. Wegen chronischer Nichtvollendung begonnener Projekte und nicht erfolgter Rückerstattung verlorengegangener Gelder haben die führenden Länder der Welt jegliche Beziehungen zu Georgien abgebrochen, Einfall- und Ausfallstraßen gesperrt und uns völlig uns selbst überlassen.
Das Parlamentsgebäude ist lädiert, ramponiert, demoliert, viele Ziersteine sind von der Fassade gefallen, an den Mauern des Gebäudes stehen Losungen: „Georgien“, „Nieder mit der Junta!“, „Nieder mit der Autokratie!“, Unflätigkeiten und vieles andere. Auf den Treppen sitzen Demonstranten, einige haben Zelte aufgeschlagen, einige verkaufen regierungskritische Literatur, manche auch Erdnüsse und Sonnenblumenkerne. Die Sonnenblumenkern- und die „kritischen“ Verkäufer geraten öfter in Streit und bekriegen sich wegen der Plätze. Vor dem Eingang ist auf der Treppe eine wacklige Tribüne aufgebaut, um die herum eine genauso wacklig klingende Verstärkerapparatur montiert ist. An der Tribüne steht ein schizophren wirkender, bärtiger (und zudem ungepflegter) Redner, der feurig und furchterregend das derzeitige Regime kritisiert, den einen oder anderen sarkastischen Witz reißt, sich jedoch meistens ernst und unnahbar gibt.
Er wiederholt sehr oft das Wort „Nieder!“, was wiederum die Demonstranten dazu anstachelt, „Nieder!“ zurückzurufen. Er ruft auch „Es lebe hoch!“; er teilt den Satz in der Mitte: Erst ruft er „Es lebe“ und danach gemeinsam mit den Demonstranten „hoch!“ – „Es lebe hoch! Es lebe hoch! Es lebe hoch! hoch! hoch!”.
Vor dem Parlament hält ein kaputter, klappriger Minibus, aus dem zusammen mit anderen auch der schmuddelig-schlampige, um die 35 Jahre alte Abgeordnete Artschil Abuseridse aussteigt und sich, während er auf den Eingang zusteuert, die Kleider zurechtzieht und -zupft. Auf dem Weg dorthin trifft er einen zweiten Abgeordneten von der gleichen Sorte, Irakli Kaplanischwili. Sie begrüßen sich mit einem Wangenkuss und gehen auf das Parlamentsgebäude zu. Einige Demonstranten erkennen die beiden und belegen sie mit Flüchen und Verwünschungen, die besonders Temperamentvollen knuffen sie sogar und heißen sie mit Ellenbogenstößen willkommen. Die Abgeordneten bahnen sich trotzdem den Weg zu dem rüpeligen Polizisten, der in der Tür steht. Der erkennt die beiden und lässt sie hinein.
Im düsteren, schmutzigen Foyer treiben sich tausenderlei Leute herum. Viele von ihnen sind von äußerst zweifelhaftem Äußeren. Manche hier sind Abgeordnete, andere sind gekommen, um sich zu beschweren, wieder andere, um empfangen zu werden – kurzum: ein buntes Gemisch.
Vom Flur aus biegen Abuseridse und Kaplanischwili einmal, dann noch einmal ab und begeben sich in Richtung Kontrollpunkt... (See PDF)
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